Die Schuhmacherei Steinmeier auf der Meiningserbauer, [heute] Wierlauker Weg 11 [1]

Elisabeth Steinmeier kaufte 1883 das Anwesen (heute Wierlauker Weg 11). Sie hatte zwei Kinder zu ernähren. Sohn Johann (1872-1951) musste frühzeitig einen Beruf erlernen, um seine Mutter zu unterstützen. Lieber wäre er ja Lehrer geworden.

In Deiringsen erlernte er das Schusterhandwerk. Nach der Meisterprüfung errichtete Johann Steinmeier im Elternhaus eine Schusterwerkstatt. Das Handwerk hat wohl seinen Mann ernährt, so bildete er viele junge Leute aus.

In seiner Freizeit züchtete er Bienen, bis zu 30 Völker hat er betreut. Mit seiner langen Pfeife konnte er sich den Bienen ohne Schutz nähern.

ca. 1930
Johann Steinmeier. (Foto von H. Marquardt)

Er beteiligte sich rege am Gemeindeleben und war Mitbegründer und Schriftführer der Freiwilligen Feuerwehr Meiningsen (siehe Satzung der Feuerwehr von 1911 und Auszug aus dem Protokollbuch 1911-1971 in diesem Buch Seite 173).

Die Familie wuchs zusehends, 15 Kinder wurden großgezogen. Seine erste Ehefrau, Elisabeth, starb mit 38 Jahren. Sie hatten zusammen sieben Kinder. Er heiratete wieder und nahm sich die jüngere Schwester, Josephine, zur Frau.

Die Söhne Heinrich, Willi, Karl und Hans gingen bei dem Vater in die Lehre. Der Fortbestand des Geschäftes schien gesichert. Der 2. Weltkrieg forderte seine Opfer. Hans und Karl kamen nicht mehr aus dem Feld zurück. Sohn Heinrich arbeitete in einer Schuhfabrik in Bochum-Langendreer.

ca. 1936
Willi Steinmeier und Frau. (Foto von H. Marquardt)

Johann Steinmeier konnte bis 1943 erfolgreich im Beruf arbeiten. Eine Krankheit zwang ihn aber immer öfter, das Werkzeug aus der Hand zu legen.

Die Söhne waren im Krieg und als Ersatz kam ein "Gastarbeiter" aus Polen. Er hat zu aller Zufriedenheit gearbeitet, denn er blieb bis 1946.

Zwei Jahre ruhte der Betrieb. Sohn Willi konnte 1948 die Schuhmacherei wieder eröffnen. In der Nachkriegszeit, als es noch keine neuen Sachen gab, wurde solange repariert, bis die Schuhe von den Füßen fielen.

ca. 1950
Das Wohnhaus mit Brunnen. (Foto von H. Marquardt)

Werner Sievert erinnert sich:

Ein Erlebnis aus meiner Jugendzeit: Ich war ca. 10 Jahre alt und brachte Schuhe zum Schuster. Da lag ein Berg von Schuhen. Willi Steinmeier und ein Geselle waren fleißig bei der Arbeit. Ich solle die Schuhe auf den Haufen werfen, sagte er. Ich dachte mir, wie kann ein Mensch die wieder richtig sortieren.

Nach ein paar Wochen brachte Willi Steinmeier die fertigen Schuhe mit dem Fahrrad vorbei. Geld wurde sofort kassiert. Es soll auch schon mal vorgekommen sein, dass er ein Paar verloren hat. Sie wurden ihm in die Gastwirtschaft nachgebracht.

Nach den Aufbaujahren ging das Geschäft immer mehr zurück. Die Schuhmacherei wurde 1957 aufgegeben. Willi ging in eine Fabrik und arbeitete nur noch nebenberuflich mit Schuhen.

Im Haus Wierlauker Weg 11 wurde die Werkstatt geschlossen und die Tochter Hilde baute zusammen mit ihrem Mann Heinz Marquardt das Haus um.

Quelle

  1. Werner Sievert nach Angaben von Hilde Marquardt, geb. Steinmeier in:
    Dela Risse: Meiningsen im Wandel der Zeit. Meiningsen 2001. Siehe Literaturverzeichnis.