Die Restaurierung der Meiningser Ibach-Orgel [1]

Im Jahre 1987 wurde die Orgel durch die Firma Gustav Steinmann aus Vlotho restauriert. Dabei wurde das Register Principal 8', das 1926 mit Zinkpfeifen versehen wurde, wieder wie bei Ibach mit Pfeifen aus einer Zinn/Blei-Legierung ersetzt. Die größten Pfeifen (die Töne Fis bis d') sind im Prospekt, also in der Schauseite der Orgel, zu sehen. Auch die kleineren Innenpfeifen dieses Registers sind neu. Im Gegensatz zum Ibach'schen Kostenvoranschlag sind die sechs größten Pfeifen dieses Registers, also die Töne C bis F, heute aus Zink und stehen nun aus Platzgründen auf dem Fußboden. Der Bordun 16' beginnt bereits bei Fis und nicht erst bei c. Die Töne C-F sind nicht mit dem Principal 8' zusammengeführt, sondern fehlen ganz. Ein Vertrag von Ibach ist nicht erhalten.

Durch die Höherlegung der Empore bei der Kirchenrestaurierung 1982 mußte das Orgelgehäuse im Unterbereich um ca. 35 cm gekürzt und die längsten Pfeifen der Register Viola di Gamba 8', Subbaß 16' und Violon 8' gekröpft werden, was man aber als denkmalpflegerisch vertretbar ansah. Sonst hätte die Orgel nicht mehr auf die Empore gepaßt. Außerdem wurde die verwurmte Windlade des Pedals in Eichenholz rekonstruiert und ein neuer Ventilator mit Schwimmerbalg in den Unterbau installiert. Die ebenfalls in Betracht gezogene Stellung des Gebläses und des alten Balgs seitlich der Orgel wurde wieder verworfen. Auch wurde das Pedalwerk mittig hinter die Orgel gestellt und mit einem Gehäuseanbau aus massiver Fichte versehen, an den Seiten mit Gittern, an der Rückwand auf Rahmen und Füllung gearbeitet. Früher war das Pedal vom Kirchenschiff aus gesehen ca. 1,5 m seitlich nach rechts herausgezogen. Ein Dach besitzt die Orgel nicht, zumal sie direkt unter der Emporendecke steht.

Vieles an der Orgel ist noch original, so das Haupt-Gehäuse aus Fichtenholz, große Teile der Manual-Mechanik, die Manualwindlade (eine "Zwillingslade", auf der vorne die Pfeifen des ersten und hinten die des zweiten Manuals stehen), fast das komplette Pfeifenwerk (bis auf den Principal 8' ab Fis und einige wenige Pfeifen im Register Flute douce 4') und auch der Spieltisch. Einige Manualuntertasten wurden neu mit Knochen belegt, die Obertasten sind aus Ebenholz. Die Pedaltasten mußten neu mit Eichenholz belegt werden. Die Registerzugknöpfe sind aus weißem Porzellan mit schwarzer Handbeschriftung. Die Umfänge sind C-f ''' in den Manualen und C-d' im Pedal. Der historische Spieltisch hat nicht die angenehmen, genormten Maße der heute meist gebauten Spieltische, und zu Beginn der Planungen dachte man auch daran, einen neuen Spieltisch zu bauen. Doch kann man mit diesem auch recht gut leben und man hat in diesem Bereich kein historisches Material geopfert.

Die Orgel hat als Windladen Schleifladen und mechanische Spiel- und Registertraktur. Die Schleiflade hat sich seit einigen Jahrhunderten im Orgelbau bewährt, wurde aber vorübergehend ab der Mitte des letzten Jahrhunderts immer mehr von anderen Ladensystemen, vor allem der Kegellade, verdrängt. Insofern ist die Meiningser Orgel auf diesem Gebiet als recht konservativ zu bezeichnen. (Seit etwa den 60er Jahren unseres Jahrhunderts werden neue Orgeln fast ausschließlich wieder mit dem Schleifladensystem gebaut.) Nähere Informationen zu Funktionsweise und Aufbau einer Orgel hat Herr Rainer Janke vortrefflich zusammengestellt.

Die Disposition ist bis auf die genannten minimalen Unterschiede bei Bordun 16' und Principal 8' dieselbe wie 1877. In den 60er und 70er Jahren und teilweise auch noch später gab es immer wieder klangliche Umbauten von Orgeln des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, da diese Instrumente nicht so strahlend klingen wie Barockorgeln und somit nicht im Trend lagen. Für die Meiningser Orgel gab es zwar Anfang der 80er Jahre auch im Ansatz einen solchen Vorschlag, doch ließen sich die Verantwortlichen glücklicherweise nicht darauf ein, so daß wir hier ein "romantisches" (und unter Denkmalschutz stehendes) Instrument mit dem typischen "warmen" und recht voluminösen Klang von Orgeln dieser Zeit haben, wie er heute leider nur noch selten zu hören ist.

Die Orgel wird nach wie vor jährlich von der Firma Steinmann gewartet. In absehbarer Zeit wird eine Reinigung des Instruments notwendig sein. Die Orgel ist sehr solide gebaut und hat sich als absolut zuverlässig erwiesen. Bei regelmäßiger Pflege wird sie viele weitere Jahrzehnte ihren Dienst tun: Gott loben und die Menschen erfreuen.

Quelle

  1. Stefan Krüger: Die Restaurierung der Meiningser Ibach-Orgel. Siehe Literaturverzeichnis