Die Schulchronik von Meiningsen 1897-1968 berichtet unter anderem auch von besonderen Ereignissen der Kirchengemeinde. So von einer Nachfeier am 16. September 1926, als die feierliche Einführung des Superintendenten Viktor Raabe in Meiningsen stattfand.
16.09.1926
Viktor Raabe wurde 1891 zum Pfarrer der Matthiaskirche gewählt. Er war also 35 Jahre in Meiningsen im Amt, als er am 17. Mai 1926 auf der Kreissynode Soest zu Brilon durch einstimmigen Beschluss zum Superintendenten gewählt wurde.
Das "Soester Kreisblatt" brachte folgenden Bericht:
Die ev. Gemeinde Meiningsen hatte gestern ihren Ehrentag. Wie in einer Rede Prof. Dr. Niemöller bei der Nachfeier humoristisch bemerkte: Was Berlin für das 'Deutsche Reich', was London für Großbritannien ist Meiningsen jetzt für die Kreissynode Soest geworden!
Es galt doch den am 17. Mai auf der Kreissynode Soest zu Brilon durch einstimmigen Zuruf zum Superintendenten gewählten Pfarrer Raabe in sein neues Amt und seine neue Würde einzuführen.
Aus den 30 Gemeinden der Synode waren fast sämtliche Pfarrer erschienen, ebenso die Kirchmeister und Gemeindevertreter. Es war ein stattliches Bild, als die Amtsbrüder im Ornat, die Kirchmeister, die Gemeindevertreter, die Festgemeinde im schmucken Festkleid die traute Dorfkirche füllten, in welcher ihnen Pfr. Raabe seit bereits 35 Jahren das Wort der Wahrheit verkündigt.
Kirche und Dorf waren wunderbar geschmückt, und die Freude über diesen Ehrentag war auf allen Gesichtern zu lesen.
Nach dem gemeinsamen Gesang richtete Generalsuperintendent D. Zöllner herzliche Worte an die Gemeinde und den neuen Hirten der Synode auf Grund des Bibelwortes: 'Dafür halte uns jedermann, für Christi Diener und Haushalter über Gottes Geheimnisse'. [...]
Nachdem ein Soloquartett das Chorlied 'Lobe den Herrn, o meine Seele' vorgetragen hatte, betrat Pfarrer Raabe die Kanzel und hielt eine zu Herzen gehende Predigt über das Bibelwort: 'Jesus Christus, gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit'. Ausgehend von seiner Antrittspredigt vor 35 Jahren, nahm er im besonderen Bezug auf die Inschrift des Grabsteins vor dem Altar in der Kirche. Derselbe deckt die sterbliche Hülle eines Amtsvorgängers aus der Zeit des 30jährigen Krieges, und zwar hat derselbe über 50 Jahre der Gemeinde gedient.
Auf dem Grabstein befindet sich das Bekenntnis dieses Zeugen der Wahrheit, darin wurzelnd, daß 'recht glauben, selig leben und selig sterben' das gottselige Geheimnis seines Lebens gewesen sei.
Dieses Bekenntnis, so folgerte Pfr. Raabe, wolle auch er sich zu eigen machen und alle Kräfte des Leibes und der Seele davon wagen, damit Jesus Christus verherrlicht und das Reich Gottes gebaut werde. In diesem Sinne wolle er sein neues Amt führen, immer dessen eingedenk, recht zu glauben, heilig zu leben und selig zu sterben. [...]