Harkemei in Meiningsen. (Foto von Elsbeth Rösner)
Seitdem die Getreideernte mit Maschinen bewältigt wird, sie alle mühevollen Tätigkeiten des Mähens, Bindens und Garbenaufstellens übernommen haben, sind unsere Erntebräuche fast in Vergessenheit geraten. Und was haben die Städter heute noch mit Erntebrauchtum zu tun, wo doch viele Kinder nicht mehr die Obstbäume kennen oder die Getreidesorten unterscheiden können.
In vergangener Zeit gab das "Letzte Fuder" Anlass zu mancherlei Dankbarkeit und Freude. Ein auf das Feld hinausfahrender Erntewagen, der die letzten Garben hereinholen sollte, wurde mit Bändern, Fähnchen und Blumen geschmückt. Als Sinnbild der Fruchtbarkeit und Lebenskraft spielte der Hahn eine besondere Rolle. Man bildete ihn aus Holz und Pappe nach, und oft wurde diese Figur mit einer Eierkette geschmückt und als Zierde für ein Gebinde aus Buchsbaum benutzt. Auf dem Fotos erkennt man Hahn mit Eierkette und Kranz. Fähnchen schwingend begleiteten fröhliche Menschen auf dem Erntewagen das Gefährt, wenn es in den Hof einbog, und von Bauer und Bäuerin feierlich begrüßt wurde. Aber trocken durfte die letzte Garbe nicht eingefahren werden. Deshalb spritzte die Hausfrau als Symbol für genügend Feuchtigkeit der Feldfrüchte während ihres Wachstums einen Eimer Wasser auf den Erntewagen. Mancher bekam etwas von diesem "Regenzauber" ab. Das Erntegebinde mit Hahn und Eierkette wurde als besondere Zierde über dem Scheunentor an der Stirnseite des Hauses angebracht. Heute noch erfreut uns ein Hahn am Giebel des Hofes Brünger.
21.10.2001
Hahn am Giebel des Hofes Brünger
Nach dem Einbringen der letzten Garbe auf dem Hof trafen sich alle Helfer zu fröhlichem Umtrunk und Schmaus in gemütlicher Runde.
ca. 1950
Erntekranz verziert mit Hahn, Eierkette und bunten Bändern über dem Deelentor
des Borghofs. (Foto von Familie Wäsch).
Heute wird in Meiningsen nicht mehr Harkemei gefeiert aber immer noch das jährliche Erntedankfest. Wer ein schönes Harkemei erleben möchte, besucht unser Nachbardorf Ampen.