Die Meiningser Hebamme Marie Linne.
(Foto von Evelin Linne)
Meine Großeltern waren der Schneidermeister Heinrich Linne (geb. 1871) und seine Frau Marie, geb. Hagedorn (geb. 1877).
Meine Großmutter war Hebamme und deshalb weit im Umkreis von Meiningsen bekannt. Mein Vater, der jüngste von fünf Jungen, sagte einmal, dass er sie kaum gekannt habe. Stets war sie unterwegs, denn der Pflege der Wöchnerinnen galt ihre ganze Aufmerksamkeit. Übrigens, alle Wege bestritt meine Großmutter zu Fuß. Das Fahrrad war ihr suspekt, nachdem sie bei ihrer ersten Fahrt damit gestürzt war.
In gewisser Weise soll meine Großmutter eine emanzipierte Frau gewesen sein, die wenig Respekt vor der "Männerwelt" zeigte.
Folgende Anekdote ist überliefert:
Nachdem mein Großvater 1915 im Krieg gefallen war, lebte ein sogenannter Kostgänger mit im Haushalt. Pfarrer Raabe, der Namensgeber unseres Gemeindehauses, stellte sie daraufhin zur Rede. Sie soll geantwortet haben: Solange Haushälterinnen in Pfarrhäusern lebten, könne sie auch ihren Kostgänger behalten.
Als mein Vater 14 Jahre alt war, starb meine Großmutter, da sie bei der Ernte von einem Heuwagen gefallen war. Mein Vater kam daraufhin zur Pflege auf den Crismann-Hof. Obwohl er gerne Schreiner werden wollte, musste er das Friseur-Handwerk erlernen.
Nachdem meine Eltern Ende der 1940er Jahre wieder in unser Elternhaus in der Twiete ein-ziehen durften, übte mein Vater diese Tätigkeit noch lange privat im Dorf aus.
ca. 1950
In der Twiete von Westen in Höhe des Hauses Linne. (Foto von
Evelin Linne).
V. l. Erni Brauks, Erna
Brauks, Heinrich Lappe,
Irma Linne, Friedrich Linne,
Marlies Droste, Diethelm
Brauks, Roswitha Linne,
Ingrid Linne.