In der Ernte

1930
Foto: Ida Hengst

In der Vergangenheit ist auch eine stete Umstrukturierung der Landwirtschaft notwendig geworden.

1930
Erntearbeiten, auf dem Binder Wilhelm Müller, rechts Gustav Hengst (Foto: Ida Hengst)

Im Außenbetrieb mußte der Arbeitskräftebesatz gesenkt werden, denn es wurde immer schwieriger, Mitarbeiter zu finden, die zuverlässig arbeiteten, oder die überhaupt in der Landwirtschaft arbeiten wollten, denn Geld wurde in der aufstrebenden Industrie leichter, sauberer und bei geregelterer Arbeitszeit mit höheren Löhnen verdient. Das zwang die landwirtschaftlichen Betriebe zur Mechanisierung und Rationalisierung. Inzwischen wurden die Höfe als Ein-Mannbetriebe geführt.

In allen Industrieländern hat sich die Agrarstruktur in den letzten Jahrzehnten erheblich gewandelt. In den 1950er Jahren setzte die Mechanisierung der Landwirtschaft ein, in den 1960er Jahren kam der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hinzu. Fortschritte im Bereich der Pflanzenzüchtung und -ernährung brachten bedeutende Ertragssteigerungen. Elektronik und Mikrocomputer ermöglichten ein rationelleres Arbeiten sowie die automatische Steuerung und Kontrolle verschiedenster Arbeitsprozesse. Aus dem traditionell bäuerlichen Familienbetrieb entwickelten sich leistungsstarke Unternehmungen, die industrieähnlich organisiert sind. Mit den Rationalisierungsmaßnahmen ging die Zahl der Betriebe stark zurück. Gleichzeitig wurden die Anbauflächen vergrößert, so daß die Durchschnittsgröße der Betriebe stieg. Große agroindustrielle Betriebe verdrängen zunehmend den bäuerlichen Familienbetrieb. Viele Vollerwerbsbetriebe wurden auf Neben- oder Zuerwerb umgestellt.

Außerdem ermöglichte die veränderte Situation, daß sich die Bäuerinnen heute nicht mehr nur im landwirtschaftlichen Betrieb einbringen, sondern oft einer Beschäftigung in anderen Berufen nachgehen. Dadurch wird ihre Altersvorsorge abgesicherter und ein festkalkulierbares außerbetriebliches Einkommen kann erwartet werden.

Ein wichtiges Standbein der landwirtschaftlichen Betriebe scheint bei günstigen zentralen Lagen die Direktvermarktung zu sein, und viele landwirtschaftliche Familien entwickeln außergewöhnliche Kreativität, um andere Einkommensquellen zu erschließen. Ich denke dabei besonders an Heuhotels, Ferien auf dem Bauernhof, Landcafes, Partydienste und das Angebot, Kindergeburtstage auf dem Bauernhof zünftig auszurichten.

Es ist bekannt, daß wir inzwischen in Meiningsen im Jahr 1999 nur noch fünf Betriebe haben, die im Vollerwerb in Eigenbewirtschaftung geführt werden, und auch diese Anzahl wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich noch verringern. Es scheint deshalb besonders interessant zu sein, die heutige Situation auf den Höfen unseres Dorfes Meiningsen zu hinterfragen und zu dokumentieren.