Die Bevölkerung von Meiningsen mussten während der Soester Fehde bitter leiden. Die St. Matthias Kirche fungierte als ständige Warte für die Stadt Soest. So war das Dorf immer wieder Angriffsziel feindlicher Truppen und marodierender Banden.
Im Jahr 1804 verfasste Johann Anton Arnold Möller sein Werk "Die Soestische Fehde oder Kriegs-Geschichte des Erzbischofs Diedrich zu Köln mit der Stadt Soest" [1].
Möller war "Commissionsrath" und Bürgermeister in Hamm. Er war außerdem Ehrenmitglied der Leipziger ökonomischen Gesellschaft. Möller bezeichnete sein Werk als "Aus einem original alt plattdutschen Kriegstagebuch übersetzt und mit Anmerkungen und Zusätzen begleitet".
Unser Dorf Meiningsen wird in diesem Werk von Möller - in fünf Textpassagen namentlich erwähnt. Hier die relevanten Textausschnitte:
Das Gebiet der Stadt, gewöhnlich die Soester Böerde genannt, ein vorzügliches Kornland, wird fast von allen Seiten von Cöllnischen, jetzo Hessendarmstädtischen Ländern umgeben. Es enthält ausser mehreren zerstreuten Bauer-Höfen und Dörfern, noch 10 Kirchspiele, nämlich: Borgeln, Dinker, Lohne, Meininghausen, NeuenGeseke, Sastrop oder Sassendorf, Ostönnen, Schweve, Welver und Weslar, über welche dem Soester Magistrat nicht bloß die höhere und niedere Gerichtsbarkeit, sondern auch die Aufsicht über das Kirchenwesen, und das Recht, zu Collectiren, zusteht. [2]
Das Jahr 1445.
Am 4ten Tage nach heil. Drey Könige zogen die Soester mit ihren Wagen den Hammischen entgegen, welche ihnen Proviant brachten. Die Soestischen waren auf einer Seite der Lippe, und die Kölnischen auf der anderen, beide feuerten gegeneinander. Von den Soestern wurden drey Mann erschossen. Unter den Kölnischen waren viele Bauern aus dem Bisthum Münster – In der nämlichen Nacht kamen die Kölnischen Amtleute mit einigen von Werl und Neheim nach Meininghausen, brachen die Kirche auf, stiegen auf den Thurm, und warfen den Wächter oben von dem Thurm herunter. Dieser Thurm ist jederzeit ein Wart-Thurm der Soester gewesen. [3]
Am Dienstag nach Quasimodageniti baueten die Soester wieder einen Thurm zu Meinighausen, wie er zuvor war, nicht des Raubens wegen, sondern die Feldmark zu bewaren. [4]
Am dritten Donnerstag nach Ostern kam der Graf von der Lippe, der Graf von Hoya und der Graf von Hohnstein nach Lippstadt. Diese vereinigten daselbst, öffentliche Feinde des Bischofs Diedrich und seiner Anhänger zu seyn, und hielten deshalben Berathschlagungen. In der folgenden Nacht kam der Bischof mit ungefär 1000 Mann zu Pferde nach Meininghausen vor den Thurm, nebst seiner ganzen Ritterschaft, auch Bürgern und Bauern des ganzen Landes zu Fuße und zu Pferde. Um Mitternacht fingen sie an den Thurm zu stürmen, in der Meinung die Soester sollten kommen und sie davon jagen. Sie dachten diese alsdann zusammenzuhauen und in die Stadt zu dringen. Allein den Soestern dünkte es der Mühe nicht werth sich um des Thurms halber in Gefahr zu setzen, sie blieben zu Hause und bewahrten ihre Stadt, jedoch des Morgens früh, sobald der Tag anbrach, wollten sie doch ihren Muth zeigen; sie zogen zu Felde, und es folgten ihnen, nach vorheriger Rücksprache, der Graf von der Lippe und der Graf Hohnstein mit dem Grafen von Hoya zur Hülfe. Sie stellten sich den ganzen Tag zwischen der Stadt und Meininghausen, dem Bischof zum Trotz, und schossen den Kölnischen viele Mannschaft und zwey gerüstete Pferde toht. Von den Soestern wurde einer erschossen. Als nun der Bischof sahe, daß die Soester ihm keine Ruhe ließen, und er mit seinem vielen Volke es nicht wagen wollte zu attaquiren, machte er einen Accord mit der Besatzung auf dem Thurme, und gestattete allen Inhabern desselben freien Abzug. Auf diese glaubhafte Zusage übergaben sie ihm die Festung. Allein zu Erstaunen aller wurden sie tyrannisch und mörderisch zerhauen und zerstochen, und sogar auf der Stelle aufgehangen. Man verbrannte den Thurm, richtete ihn zu Grunde und räumte das Feld. Die Soester holten hernach die Aufgehangenen, begruben sie auf dem neuen Kirchhofe, und waren sehr erboßt über dieses gottlose und treulose Verfahren. [5]
Der Bischof von Köln erscheint mit einer neuen großen Macht, und hält sich damit 11 Tage vor Soest und in deren Gebiete auf.
Mittwochen auf Margarethen Tag kam der Bischof Diederich mit dem Bischofe von Hildesheim, dem Grafen von Waldeck und der ganzen Ritterschaft des Stifts Köln und Paderborn, samt deren anderen vielen Adelichen vom Lande und von den Städten, mit einer großen Menge Volks zu Pferde und zu Fuße, in das Soestische Territorium, ausgenommen die ehrbare Stadt Paderborn. Diese Armee lagerte sich vorerst bey Sassendorf. Die Soester zogen mit ihrem Feldgeschütz herraus, schossen ins Lager, und harzelirten sich bis gegen Abend, und gingen nach der Stadt zurück.
Donnerstag…
Am Sonnabend …
Vom Sonntag auf Montag hatten die Kölnischen sich wiederum der Stadt genähert. Des Morgens zogen die Soester aus, stellten ihre großen Büchsen gegen sie, und schossen ins Lager. Jene hatten ihr Geschütz zu hoch gerichtet; dieses gab den Soestern die Veranlassung, näher zu rücken, und sie dadurch zurück zu drängen, wobey ihrer viele todtgeschossen wurden. Sie verpackten sich, schlugen eine Brücke über den Bach und flohen nach Hattorp. In der Nacht hatten sich die Kölnischen am Ardey und in Notten gelagert. Des Morgens zogen die Soester aus und jagten sie aus dem Felde über Schweve, verfolgten sie über Anneppen nach Meininghausen, und stellten sich gegen sie zu Felde. Donnerstag Morgen zogen die Soester aus dem Jakober Thor und schickten einen Theil Schützen (Handschütten) auf den Valschen Markt und einen Theil auf die Marbker Höhe. Die Kölnischen drangen von Meininghausen vorwärts doch nicht näher, als das Soester Geschütz reichte. Zuletzt versammelten sich die Kölnischen eiligst, und beschlossen, einzufallen, und die Soester Batterien zu zerstören, und mit Gewalt wegzunehmen. Aber als die Feinde schußmäßig waren, ließen die Büchsenmeister alles abfeuern was sie hatten, dadurch stürzten viele von den Pferden, wurden zertreten, und ein Theil blieben an den Pferden hangen, und wurden geschleppt. Was nun nicht getroffen wurde eilete zurück, und die Soester nebst den Lippstädtern, die kurz vorher zu Hülfe gekommen waren gingen nach Hause. [6]
Wir sind keine Experten für das Entziffern von mittelalterlichen Handschriften. Das „Kriegstagebuch der Soester Fehde“ speist sich weitgehend aus zeitgenössische Handschriften, die der Soester Stadtsekretärs Bartholomäus van der Lake im Jahr 1533 für die Stadt Soest zum ersten Mal zusammengefasst hat.
In den darauffolgenden Jahrhunderten sind von verschiedenen Wissenschaftlern zu ihrer Zeit leichter lesbare Abschriften vorgenommen worden. Diese Abschriften waren in der Regel nicht wortidentisch, sondern zusammengefasste, gekürzte, im Sprachduktus der Autoren ihrer Zeit modernisierte oder schlimmstenfalls ausgeschmückte Zusammenstellungen. Fehler, Ungenauigkeiten und Auslassungen sind die Folge. Spätere Drucke wiederum beruhen auf diesen qualitativ höchst unterschiedlichen Abschriften.
„Die Soestische Fehde oder Kriegs-Geschichte des Erzbischofs Diedrich zu Köln“ (1804) von Möller ist zweifellos nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand nicht die beste Quelle aber in der Jetztzeit trotz ihres Alters gut lesbar. Sie ist das typische Beispiel einer nicht wortgetreuen Überlieferung.
Es folgen zwei eher buchstabengetreue Beispiele, durch die sich jeder Leser selbst ein Bild machen kann.
Gut wird die „Geschichte der Soester Fehde von Bartholomäus van der Lake“ (1860) von Johann Suibert Seibertz bewertet. Dort ist das in der Passage 3 beschriebe Ereignis undatiert folgendermaßen beschrieben (Ausschnitt):
Item des Morgens, als idt an den Dach quam, togen de van Sohst int Velt ond balde in derseluen Vre quemen enne to Hülpe de II vorschr. Grauen myt der Stat Lyppe und helden den gansen Dach tuschen der Stat und Meninchusen. Dem Byschope und synem groten Her to Hoen und Spite, helden (se) myt em eyn Schuitgenerde, so dat der Colschen viel doyt bleuen und leyten dar II reysige Perde. Dem van Sohst wort I aff geschotten.
Item als de Byschop nu sach, dat de van Sohst eme fus to Spite und Profors im Velde bleuen haldende und he erer nycht dorfte der Stat indriuen myt synem groten Volke, de he yn anderen Landen vorgaddert hadde, sprack he eynen Frede myt den, de op dem Torn weren, gaff enne geleyde Lyffs und Gudes fry afftogande. De guden Luyde geuen den torn up, gengen aff, vormeynten enne solde Geleyde und togesachte Geloue gehalden werden, gelyck syck eynem Byschope und fromen Curfürsten geborde. Auer hey leit se myt Swerden und Speiten to hauwen unde to steken und darna hangen und branten do den Torn in den Grunt. Do dat gescheit was, rumeden se uth dem Velde, und de van Sohst halden de gehangen weren und growen se so warm op den nyen Kerckhoff. [7]
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In den Chroniken der westfälischen und niederrheinischen Städte ist das in der Passage 3 beschriebe Ereignis, datiert auf den 16. April 1445 folgendermaßen beschrieben (Ausschnitt):
Item des morgens, als it an den dage quam, togen de van Soist int felt, und balde in derselvigen ure quemen enne to hulpe de 2 vorgeschreven graven mit der stat Lippe und heelden den gantzen nach tuschen der stat und Menynckhusen dem bischop und sinem groten here to hoen und to spite, heelden mit enne ein schutgeverde, so dat der Colschen velle doet bleven und leiten dar 2 reisige perde, dem van Soist wort ein afgeschotten.
Item als de bischop nu sach, dat de van Soist emme fus to spite und perfors imme velde bleven haldende, und he er nicht dorfte tor stat in driven mit sinem groten volke, de he uet anderen landen vorgaddert hadde, sprak er einen frede mit dennen, de up dem torne weren, gaf enne geleide lives und gudes fri aftogane. De guden lude geven den torn up, gengen af und vormeinten, enne scholde geleide und togesachte glove gehalden werden, gelyk wi sik einem bischope und fromen churfursten geborde; aber he leit se mit swerden und speten tohauwen und tostecken und darna hangen, und branten do den torn in den grunt. Do dat gescheit was, rumeden se uet dem velde, und de van Soist halden de gehangen weren und groven se so warm up den nien kerkhof. [8]
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