Die Anfänge der Meiningser Schulgeschichte liegen im Dunklen. Die erste bisher entdeckte Erwähnung einer Schule in Meiningsen erfahren wir aus einem Visitationsprotokoll von 1608: "Die Lohnherrn begehren eine Schule anzurichten." [3] Wann aber die alte Schule dann wirklich gebaut wurde, steht nicht fest. 1706 wird sie dann erstmalig im Kirchenbuch erwähnt. Außerdem wissen wir, das eine alte Schule baufällig geworden und 1820 abgebrochen wurde.
1822 wurde aus Mitteln der Gemeindeglieder für 1300 Taler ein Schulhaus gebaut, dessen Gebäudereste heute noch in der "Alten Schule" (s. u.) erhalten sind. Pastor Hermanni machte sich hierbei besonders verdient.
1859 musste die Schule nach Norden erweitert werden, da die Schülerzahl auf 90 Kinder angewachsen war und durch den Erweiterungsbau Platz geschaffen werden konnte für 100 Kinder. Die Kosten für diese Maßnahme betrugen 500 Taler.
1882 brachte der Stelleninhaber Lehrer Rienhöfer einen Plan zu einem Auf- und Erweiterungsbau ein. Die Stadt Soest konnte sich zu dessen Finanzierung - es handelte sich ja um ein zu kirchlichem Eigentum gehörendes Küsterhaus, das ihrem Patronat unterstand - lange nicht entschließen. Nach längeren Verhandlungen wegen des Patronatsrechts konnte er 1889 durchgeführt werden. Die Stadt Soest als Patron zahlte 5500 Mark, die Kirchengemeinde 3300 Mark.
1896 wurde nach Plänen der Herren Düchting und Jänisch eine neue Schule erbaut, dessen Gebäude dem alten schräg gegenüber liegt und heute als Gemeindehaus dient. Der neue Bau enthielt zu der damaligen Zeit einen Schulsaal und eine Lehrerwohnung.
ca. 1908
1896 wurde die neue Schule erbaut. Sie lag der alten, die nun die Lehrerwohnung
und einen Schulsaal enthielt, rechtwinklig gegenüber. (Postkartenausschnitt)
1906 bezog der erste Lehrer Gerke die Dienstwohnung im alten Küsterhaus. Die dazugehörigen Stallungen, mit den Wohnräumen unter einem Dach, waren in desolatem Zustand. Die Türen schlossen schlecht, bei Westwind breiteten sich üble Gerüche aus. Die Probleme konnten durch verschiedene Baumaßnahmen beseitigt werden.
Als 1934 Lehrer Gerke in den Ruhestand ging, folgte der unverheiratete Lehrer Dahlke, und die Küsterwohnung blieb frei. Vermietet wurde sie deshalb an die Familien Franz Klein und Ernst Goldmann. Der Klassenraum des Küsterhauses konnte als Kindergarten eingerichtet werden.
1937
Die neue Schule in späterer Zeit. (Foto von
Anna Blumendeller)
Rechts Lehrer Schulte, oben
im Fenster Frau Dora Schulte mit Töchterchen Gisela.
1935 wurde über die Trennung von Schulamt und Kirchenamt (Organist) verhandelt. Der Kirche überließ man das alte Schulhaus, die Schulgemeinde bekam dafür als Ausgleich 2,5 Morgen Land. Eine Gesamtregelung fand nicht statt.
ca. 1945
Die alte Schule, das Küsterhaus. (Foto von W. Sievert)
Später Wohnhaus Kniewel und Lappe. Im Hintergrund rechts sieht man das
Toilettengebäude. Die kleine Ecke eines Fachwerkbaus rechts wird zum Anbau
gehören, in dem während des Zweiten Weltkrieges der von Frau
Ilse Heymann geleitete Erntekindergarten
untergebracht war.
Nach 1945, bei der damaligen Wohnungsnot durch Evakuierte aus den Großstädten und viele Heimatvertriebene aus dem Osten, nutzte man den Klassenraum zu Wohnzwecken. 1950 fand dort die kinderreiche Flüchtlingsfamilie Ernst Howe aus Ostpreußen Obdach und später die Familie Huisenga.
Da die Schülerzahl nach 1945 in Meiningsen auf 130 Kinder angestiegen war, beantragte der Schulausschuss eine 2. Lehrerstelle. Die Schule musste aufgestockt und unter ein gemeinsames Dach mit ihrem Quergebäude gebracht werden. Durch diese Maßnahme konnte ein zweiter Klassenraum geschaffen werden.
Die Handwerksarbeiten wurden wie folgt vergeben:
Zimmerarbeiten: Friedrich Sievert, Meiningsen;
Maurerarbeiten: Conze, Ostönnen;
Schreinerarbeiten: Josef Heuser, Meiningserbauer;
Anstreicherarbeiten: Wilhelm Fortmann, Ampen.
Die Gesamtkosten dieser Aufstockung beliefen sich auf 10.000 DM. Zu Weihnachten 1949 konnte die Schule eingeweiht und wieder von den Schulkindern in Besitz genommen werden.
1951 bekam der Schulhausgarten eine neue Sandsteinmauer und einen Zaun, erst 1956 war das Teilstück der Mauer an der Springstraße fertig.
1956 musste das Schulhaus wegen Feuchtigkeitsschäden in der Lehrerwohnung verputzt werden. Die durch Bodensenkungen entstandenen Risse im Mauerwerk machten diese Maßnahme dringend nötig. Die Arbeiten führte die Baufirma Haverland, Ampen, durch.
ca.
1956 ... 1960
Schulgebäude. (Foto von Dülberg,
Stadtarchiv Soest, Nr. A 3720/22a)
Die ursprüngliche Datierung des Fotos (ca. 1967) muss bezweifelt werden, da a)
das Gebäude relativ frisch verputzt (1956), b) die Grünsandsteinmauer Richtung
Springstraße (1956) und der alte Kastanienbaum stehen und c) noch kein
Erweiterungsbau (1959) nach Westen (links) zu erkennen ist.
1959 wurde ein Schulerweiterungsbau als Dienstwohnung für Fräulein Brunhilde Haas nötig. Die Erweiterung plante man an der westlichen Seite. Im Erdgeschoß fanden Toiletten, ein Geräteraum und die Autogarage ihren Platz. Die Dienstwohnung darüber für die 2. Lehrkraft (3 Räume) war 1960 bezugsfertig.
1959 musste ein Teilstück der Kanalisation über den Schulplatz zur Springstraße verlegt werden. Danach sollte der Schulplatz 1960 asphaltiert werden. Im Zuge vermögensrechtlicher Auseinandersetzungen zwischen der Kirchen- und der Schulgemeinde konnte der Schulplatz bedeutend vergrößert werden (um 10 a). 2/3 des Gartens, der zu der Zeit zum Küsterhaus gehörte, sollte zum Schulgrundstück hinzu kommen.
1967
Das Auto war ein Opel Rekord B Baujahr 65/66 und gehörte Lehrer
Fritz Schulte. Ein Jahr später wurde der Meiningser
Schulbetrieb eingestellt.
Nutzung des Gebäudes von 1968 bis 1997
Seit dem 26.10.1997 dient das Schulgebäude als Gemeindehaus der ev. Kirchengemeinde Meiningsen und ist nach dem früheren Meiningser Pfarrer Victor Raabe benannt.
21.05.1999
Das Schulgebäude - jetzt das Viktor Raabe Gemeindehaus.
Das "ganz alte" Schulgebäude ist heutzutage ein reines Wohnhaus.
01.08.1999
Das alte Schulgebäude - jetzt Wohnhaus.