Zwischen dem Ende der Soester Fehde und dem Beginn des 30jährigen Krieges (1615) lag eine Friedenszeit von ca. 160 Jahren. Der 30jährige Krieg begann mit Religionsstreitigkeiten in Böhmen und dehnte sich im Laufe der Zeit in nördlicher Richtung aus. Beim Durchzug der holländischen, spanischen, französischen und italienischen Truppen wurde die Bevölkerung ausgeplündert, das Vieh abgeschlachtet, und die Lebensmittelvorräte nahmen sie mit. Sonst fanden in Soest und Umgebung keinerlei Kämpfe statt. Pest und Cholera brachen zeitweilig in ganz Deutschland aus. Die Hauptkämpfe des 30jährigen Krieges spielten sich in der Umgebung von Magdeburg ab. Magdeburg hatte vor dem Kriege 34 000 Einwohner, nach Beendigung des Krieges nur noch 2 400. Ähnlich waren die Verhältnisse in der Gegend von Braunschweig. Ganz Deutschland hatte um 1615 18 Millionen Einwohner, im Jahre 1645 nur noch 4 Millionen. Dieser hohe Verlust an Menschenleben ist nicht allein auf den Krieg, sondern auch auf Seuchen und Hungersnot zurückzuführen.
König Gustav Adolf von Schweden hielt an die Offiziere seiner deutschen Bundesgenossen im Lager zu Nürnberg im Jahre 1632 folgende Rede:
„Ihr Fürsten, Ihr Grafen, Ihr Herren, Ihr Edelleut, Ihr seid diejenigen, die Ihr Untreu und Frevel an Eurem selbsteigenen Vaterlande beweist, welches Ihr selbst ruiniert, verderbt, verheert. Ihr Obersten, Ihr Offiziere, vom höchsten bis zum niedrigsten, Ihr seid diejenigen, die Ihr stehlet und raubet, ohne Unterschied, keinen ausgenommen. Ihr bestehlet Eure Glaubensgenossen, Ihr gebet mir Ursache, daß ich einen Ekel an Euch habe, und Gott mein Schöpfer sei mein Zeuge, daß mir das Herz im Leibe gellt, wann ich Euer einen anschaue, daß Ihr der guten Gesetze und meiner Gebote solche Frevler und Verbrecher seid und Ursach gebt, daß man öffentlich sagt: „Der König als unser Freund tut uns mehr Schaden als unsere Feinde“. Ihr hättet, wo Ihr rechte Christen wäret, zu denken, das ich an Euch beweisen tue und bis anher getan habe, wie ich meinen Königlichen Leib und Leben für Euch und Eure Freiheit um Euers zeitlichen und ewigen Guts und Wohlfahrt willen spendiere.
Ich habe Euerthalben meine Krone ihres Schatzes entblößet und in die vierzig Tonnen Goldes aufgewendet, dagegen habe ich von Euch und Eurem Deutschen Reich nicht bekommen, daß ich mich damit schlecht bekleiden könnte; ja ich wollte eher bloß geritten sein als mich mit dem Eurigen bekleiden. Ich habe Euch alles gegeben, was mir Gott in meine Hand gegeben. Ich habe nichts (reverenter zu melden) als einen Saustall behalten ... Und wenn Ihr auch also Gott vergessen und Eure Ehre bedenken oder gar von mir setzen wollet und gleich zu entlaufen gedenkt, so soll doch die ganze Christenheit erfahren, daß ich mein Leben vor Euch als ein Christlicher König, der den Befehl Gottes zu verrichten begehrt, auf dem Platz lassen will. Wollt Ihr rebellieren, so will ich mich zuvor neben meinen Schweden und Finnen mit Euch herumhauen, daß die Stücke von uns fliegen sollen.
Ich bitte Euch durch die Barmherzigkeit Gottes, geht in Euer eigen Herz und Gewissen, bedenkt, wie Ihr haushaltet, und wie Ihr mich betrübet, sogar daß mir die Tränen in den Augen stehen möchten. Ihr handelt übel mit mir wegen Eurer bösen Disziplin, nicht aber wegen. Eures Fechtens, denn darin habt Ihr gehandelt wie redliche und rechtschaffene Kavaliere, und dafür, ich Euch viel obligiret bin. Bitte deswegen nochmals durch die Barmherzigkeit Gottes: gehet zu Eurem Herz und Gewissen und bedenkt, wie Ihr dermaleinst Eures Tuns halben Rechenschaft vor Gott geben wollet. Mir ist so wehe bei Euch, daß mich verdrießt, mit einer solchen verkehrten Nation umzugehen. Wohlan, nehmt meine Erinnerung und Vermahnung zu Herzen ...“
Wenn aus dieser Rede zu hören ist, daß die eigenen Truppen das Land ausplünderten, wieviel schlimmer sollen denn erst die feindlichen Truppen gehaust haben. Der 30jährige Krieg war das furchtbarste Ereignis in der ganzen deutschen Geschichte.
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