04.12.2008
Tafelgemälde der Kreuzigung aus der St. Matthias Kirche in
Meiningsen, heute im Burghofmuseum Soest, zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme
gelagert im Keller des Wilhelm-Morgner-Hauses. (Foto von
Axel Heymann) [1]
Abmessungen: 78,5 cm hoch, 57 cm breit (Messung von Anja Heymann).
Der Text der begleitenden Karteikarte im Burghofmuseum Soest (Kopie auf der Rückseite des Gemäldes) bemerkt:
"Kreuzigung Christi. Die sehr plastisch gestaltete Figur Christi am Kreuz beherrscht zentral die Komposition. Er erscheint noch nicht verstorben, vielmehr richtet sich sein Blick nach unten, wo Maria Magdalena, reich gekleidet und mit kostbarer Haartracht, erscheint. Sie umschlingt den Stamm des Kreuzes, nähert ihr Gesicht den Füßen Christi.
Links ist Maria zu erkennen, schmerzlich hat sie die Hände gefaltet, den Blick gesenkt.
Rechts erscheint Johannes, in der Rechten hält er ein Buch.
Gemälde auf zwei Holzteilen. Schwarzer, ornamental geschmückter Holzrahmen.
Datierung: Mitte 17. Jh. [Anm. der Red.:
wahrscheinlich falsch, siehe Widerspruch zu Hubertus Schwartz,
s. u.]
Gemälde, Öl auf Holz unsigniert
Höhe: 98 cm, Breite 69,5 cm o. R. [Anm. der Red.: die Maße können wir
nicht bestätigen, siehe eigene Messung]
Hersteller und Herkunft unbekannt"
Hubertus Schwartz [2] schrieb zum Tafelgemälde der Kreuzigung:
"Tafelgemälde der Kreuzigung. Rechteckig, innerhalb des Rechtecks hat die Malerei oben halbrunden Abschluss. Schwarzer Grund, das Kreuz ganz von vorn, der Gekreuzigte nach rechts zur Maria blickend. Unter dem Kreuz nur Maria und Johannes, aus dem unteren Bildrande hinauswachsend Maria in gelbem Unter- und hellblauem Übergewand, Johannes in grünem Unter- und rotem Obergewand.
Auf zwei zu einer zusammengesetzten Eichenholztafeln; Rahmen neu. Art des Matthias Knipping um 1600.
Bildgröße: 77 cm hoch, 75 cm breit." [Anmerkung der Redaktion: Zahlendreher]
Christus im Mittelpunkt des Bildes am runden, weiß gedeckten Tisch, in dessen Mitte das Osterlamm und an dessen vorderem Rand der Kelch steht. Beiderseits sechs Jünger in lebhafter Unterhaltung. Wahrscheinlich von Matthias Knipping (geb. 1560 (in Soest?), gest. ca. 1620).
18.05.1999
In der unteren linken Ecke steht: Johannes Haberlant Pastor fieri fecit anno 1643 17 december. [Anm. der Red.: Widerspruch? Matthias Knipping ist ca. 1620 gestorben]
Das 1,05m hohe und 1m breite Tafelgemälde aus Eichenholz hing lange an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs, wo es durch Feuchtigkeit schwer gelitten hatte. Nach der Restaurierung 1955 durch Max Schulze-Sölde in Theiningsen wurde das Bild des heiligen Abendmahls wieder Altaraufsatz.
Bei der Restaurierung [3] [4] wurde in der unteren rechten Ecke die Inschrift angebracht: Wolfgang Rausch Pastor renovari fecit A. D. 1955, darunter das Künstlermonogramm von Max Schulze-Sölde.
1982 wurde der Holzaltar eingelagert. Das Tafelbild hängte man vorerst ins südliche Seitenschiff.
1992 wurde der Holzaltar von Herrn Pastor Stückemann und Herrn Kirchmeister Heinrich Blumendeller liebevoll abgebeizt. Vom Antiquitätenfachmann Herrn Heiner Knoop, Ampen, bekam die Oberfläche den letzten Schliff. Das Tafelgemälde wurde wieder Altaraufsatz.
18.05.1999
Um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert 1890 wurde der steinerne Altar der St. Matthias Kirche durch einen hölzernen Altar ersetzt.
Altarbild von 1890, verschollen. (Foto von
Wolfgang Rausch) [5]
Sein Altarbild von 1890 zeigt ein Christusbild. Zu diesem bemerkte Pfarrer Frank Stückemann [6]: "Das Bild des Nazarenerchristus als kunstgewerbliche Dutzendware der Jahrhundertwende ist glücklicherweise verlorengegangen." 1947 wurde es durch das Tafelgemälde des Abendmahls Christi ersetzt. Das Christusbild von 1890 ist nicht spurlos verschollen, sondern bei der Restaurierung der Kirche 1981? in Zahlung gegeben worden.
Anmerkung der Redaktion:
Auf Grund der Bemerkung von Dr. Frank Stückemann haben wir eine Bildrecherche über das Internet angestellt und sind zweifach fündig geworden:
Dieses
Altarbild befindet sich in der
ev. Peter und
Paul Kirche Oberholzheim (Baden-Württemberg). In der Webpräsenz der
Kirche heißt es: "Der evangelische 'Hochaltar', wie ihn
die Ulmer Landkirchen haben, geht in seiner heutigen Gestalt in das Jahr
1874 zurück, als Ludwig Werkmann eine Innenerneuerung vornahm."
Dieses Altarbild befindet sich in der Kirche Vietlübbe im Landkreis Parchim-Ludwigslust. Dieses Altarbild scheint bereits Pfarrer Wolfgang Rausch entdeckt zu haben, der in seiner unveröffentlichten "Geschichte der Kgm. Meiningsen" auf Seite 5 bemerkte: "Es stammt offenbar aus einer Devotionalienwerkstatt; in Mecklenburg fand ich in einer Dorfkirche ein überraschend ähnliches Bild."
Der Kunsthistoriker Joachim Pfannschmidt (geb. Schneider) [7] klärte die Meiningser Webredaktion im Januar 2021 auf, dass das Meiningser Altarbild von 1890 die Kopie des Gemäldes "Der einladende Christus" von Carl Gottfried Pfannschmidt [8] sei. Der Künstler schuf dieses Gemälde 1864 im Auftrag des Berliner Vereins für religiöse Kunst, um als Vorbild für Kopien durch andere unterschiedliche Maler dienen zu können. So konnten sich viele Kirchen eine verhältnismäßig kostengünstige Kopie des einladenden Christus anfertigen lassen.