"In alten Zeiten wurden die Toten mit einem Leiterwagen zum Friedhof gefahren. Später wurde für die Kirchengemeinde ein Leichenwagen angeschafft, dessen Kosten die Gemeindemitglieder trugen ..." [2]
Dieser Leichenwagen war seinem Zweck entsprechend würdig ausgestattet: schwarz lackiert, an allen Seiten offen, mit Dach, das mit Stoff ausgeschlagen war, und von dem eine schwarze Fransenborte mit langen Quasten herunterhing. Seitlich waren Haken angebracht, woran die Kränze gehängt wurden.
Normalerweise stand der Leichenwagen im Spritzenhaus (Feuerwehrhaus). Gezogen wurde er von zwei Pferden, die während des Trauerzugs zum Friedhof mit einem schwarzen Umhang behängt wurden. Verantwortlich für die Pflege des Leichenwagens, des Geschirrs und der Umhänge für die Pferde war ein Meiningser Dorfbewohner. Er richtete auch den Wagen für die Beisetzung her und begleitete ihn zum Friedhof. Die Bauern stellten die Pferde und einen zusätzlichen Begleiter. Der letzte Verantwortliche für den Leichenwagen war Willi Michaelis.
Starb ein Dorfbewohner im Krankenhaus, wurde der Verstorbene mit dem Leichenwagen von dort geholt und zum Trauerhaus gebracht. Dies war noch bis Anfang der 50er Jahre üblich, bis es die ersten motorisierten Leichenwagen gab. Die Beisetzungen fanden aber noch einige Zeit mit dem alten Leichenwagen statt, bis es schwierig wurde, Pferde für den Wagen zu bekommen. Lange Jahre stand der Leichenwagen ungenutzt im Feuerwehrhaus, bis er in den 60er Jahren verbrannt wurde.
War ein Dorfbewohner verstorben, wurden im Trauerhaus alle Spiegel verhängt und die Uhren angehalten. Die Zeit stand still, bis der Tote aus dem Haus war.
Die Angehörigen benachrichtigten die Totenfrau des Dorfes. Diese informierte den Pastor und den Küster. Der Küster teilte durch Anschlagen der Kirchenglocke (die sogen. Scheidepause) den Tod des Dorfbewohners mit.
Die Totenfrau besorgte das Waschen und Ankleiden sowie das Aufbahren des Verstorbenen, der bis zur Beisetzung im Haus blieb. Danach ging sie von Haus zu Haus, gab den Tag der Beisetzung bekannt, bestellte die Träger, meistens Nachbarn, und lud zum Kaffeetrinken nach der Beisetzung ein. Fand das Kaffeetrinken im Trauerhaus statt, war sie auch hier behilflich, kochte den Kaffee für die Trauergäste und hütete die kleinen Kinder, die nicht mit zur Beisetzung durften.
Lange Jahre war Florentine Sobieralski die Totenfrau des Dorfes. Später hat ihre Tochter Ida Schmitz die Tätigkeit noch einige Zeit ausgeübt.
Von den Angehörigen wurde beim Schreiner des Dorfes ein Sarg bestellt. Viele Hofbesitzer hatten Eichenholz auf dem Dachboden gelagert, das der Schreiner zum Anfertigen des Sarges benutzte. Ab Mitte der 50er Jahre gab es maschinell gefertigte Särge. Es wurde kaum noch ein Sarg vom Schreiner angefertigt.
Während der Aufbahrungzeit des Verstorbenen im Trauerhaus wurden dort selbst in der arbeitsreichsten Zeit nur die notwendigsten Arbeiten in Haus und Stall erledigt. Nachbarn und Verwandte nahmen in diesen Tagen Abschied vom Verstorbenen.
Am Tag der Beisetzung wurde die Trauerfeier im Trauerhaus abgehalten. Von dort aus bewegte sich der Trauerzug durch das Dorf zum Friedhof.
Frau Elsbeth Micke, geb. Joest, erinnert sich daran, dass die Schulkinder mit ihrem Lehrer bei Beerdigungen eine besondere Aufgabe hatten. Vor dem alten schmiedeeisernen Friedhofstor hielt der von Pferden gezogene Leichenwagen im Trauerzug an. Der Sarg wurde von den sechs Trägern von hier aus zum Grab getragen. Voran mussten die Schulkinder gehen, um den Sarg zu begleiten. Während der Beerdigungszeremonie hatte der Schulchor die Aufgabe, einige besondere Lieder zu singen. Manches Schulkind soll dabei weniger gesungen als geweint haben.
30.10.1999
Schmiedeeisernes Friedhofstor von 1888. (Foto von
Axel
Heymann)
Nach alten Erinnerungen war es in früheren Zeiten nicht üblich, dass die nächsten Angehörigen mit zum Friedhof gingen, z. B. folgte eine Ehefrau ihrem verstorbenen Ehemann nicht zum Begräbnis. Während der Beisetzung läuteten die Glocken die sogenannte "Senkepause".
Nach der Beisetzung ging man zum Kaffeetrinken, entweder ins Trauerhaus oder in die Gastwirtschaft.
Streng eingehalten wurde früher das Trauerjahr. Während dieses Jahres blieb man allen Feierlichkeiten fern. Witwen trugen während des ganzen Jahres schwarze Kleidung, Witwer trugen um Mantel- oder Anzugärmel einen Trauerflor.
Vor dem Bau der Friedhofskapelle im Jahr 1971 wurden Verstorbene auch in der Kirche aufgebahrt (wegen beengter Räumlichkeiten zu Hause).
12.04.2000
Aufbahrung in der Meiningser St. Matthias Kirche.
Dort fand auch die Trauerfeier statt, und von dort führte der Trauerzug durch das Dorf zum Friedhof.
Seit Fertigstellung der Friedhofskapelle werden die Verstorbenen bis auf wenige Ausnahmen nur noch hier aufgebahrt. Nach der Trauerfeier folgt man dem Sarg zum Grab.