Die Ev. Pfarrkirche St. Matthias zu Meiningsen [1]

Aus der Apostelgeschichte wissen wir, daß der heilige Matthias der Nachfolger des Judas Iskariot war.

UND SIE WARFEN DAS LOS ÜBER SIE,
UND DAS LOS FIEL AUF MATTHIAS
UND ER WARD ZUGEORDNET
ZU DEN ELF APOSTELN, APG 1,26

Die Apostel-Relique befindet sich in der Abteikirche St. Matthias in Trier. Nach der Legende sind die Reliquen ein Vermächtnis der Kaiserin Helena (* um 255, + 330), der Mutter Konstantins des Großen. Vor dem Normannensturm 882 wurden angeblich die Gebeine vergraben, gegen 1050 wieder aufgefunden und in einem Altar beigesetzt. Eine andere Version besagt, daß der Kreuzfahrer Heinrich II. von Cobern-Isenburg die Relique, das Haupt des heiligen Matthias, aus dem Orient mitgebracht hat und in einer von ihm um 1230 erbauten Kapelle auf der Altenburg bei Kobern aufbewahrte. Die Matthias-Kapelle, ein Kleinod spätromanischer Baukunst, steht noch heute. Ende des 14. Jahrhunderts soll dann die Relique nach Trier überführt worden sein. Fest steht, daß das Matthiasgrab in Trier das einzigste Apostelgrab nördlich der Alpen ist. Die Legende sagt weiter, daß Matthias gesteinigt und mit dem Beil enthauptet wurde. Wo immer man Darstellungen des heiligen Matthias findet, wird er mit einem Beil abgebildet, so auch in einem Chorfenster dieser Kirche.

Geschichtlicher Überblick

Von den heutigen Landkirchen in der Soester Börde ist die Kirche von Meiningsen die älteste. Um 1100 erbaut, wurde sie um das Jahr 1107 durch den Erzbischof von Köln geweiht und unter den Schutz des Apostels Matthias gestellt. Das im früheren Altar gefundene Siegel Erzbischofs Philipp von Heinsberg (1130 - 1191) lässt auf eine Altarweihe durch diesen schließen.

Die Kirche von Meiningsen findet erst wieder im 15. Jahrhundert, 1403, zusammen mit dem Pfarrer Johannes Pryns urkundliche Erwähnung, während das Dorf selbst schon 1177 [2] genannt wird. Es war der Stammsitz der bedeutenden Soester Patrizierfamilie von Meininghausen, die von etwa 1175 - 1462 vorkommt. Sie besaßen als Lehen des Arnsberger Grafen in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Hovinghof oder Hövinckhof zu Meiningsen. Es kann daher angenommen werden, daß das Geschlecht derer von Meininghausen nach dem Ort Meiningsen seinen Namen erhalten hat. Das Kirchenbuch berichtet von Begräbnis eines Herrn Mathias Meininghaus 1765 in der Kirche zu Meiningsen. Dieser stammt aus der Grafschaft Mark und lebte zuletzt in Neheim. Ob hier alte Familientraditionen seiner Vorfahren zu dem Soester Geschlecht von Meininghausen für die Beerdigung in der Kirche zu Meiningsen ausschlaggebend waren oder andere Beweggründe mitspielten, läßt sich nicht mehr feststellen.

In der Kirche sind, zur Erinnerung an das alte Patriziergeschlecht von Meininghausen 1905 zwei von dem Dortmunder Kunstmaler L. Katz gemalte Glasfenster eingebaut worden.

In der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ging der Hovinghof in den Besitz derer von Pryns und später der Soester Patrizierfamilie von Dael über. Da die Daelen weltliche Patrone der Kirche waren, kann angenommen werden, daß auch zuvor die von Pryns und von Meininghausen Patrone der Kirche gewesen sind. Die Familie von Dael übertrug 1614 ihr Patronat über die Kirche an die Stadt Soest, die es heute noch besitzt. Es ist das einzige weltliche Patronat über eine Kirche, das in Soest und Börde heute noch besteht.

Dorf und Kirche wurden in den vergangenen Jahrhunderten von allen Bördeorten wohl am meisten von kriegerischen Ereignissen, vor allem in der Soester Fehde, heimgesucht. So brachen 1445 die Kölnischen unter Erzbischof Dietrich die Kirche auf, plünderten sie aus, warfen die Türmer hinunter und zündeten den Turm an, obwohl der Erzbischof Dietrich denen auf dem Turm freien Abzug und Geleit für Leben und Gut versprochen hatte.

Und so steht es u. a. im Kriegstagebuch der Werler Reimchronik:

Aber er leit se mit swerden und speten tohouwen und tostecken und darna hangen, und branten do den torn in den grunt. Do dat gescheit was, rumeden se uet dem velde und de van soist halden de gehangen weren und groven se so warm up den nien kerkhof

Die Soester stellten alsdann den Turm wieder her und befestigten ihn auch.

So berichtete damals die auf gegnerischer Seite stehende Werler Reimchronik ebenfalls:

Dei von Soest begunnen to werken.
To Meininckhusen an Sunte Mathias Kerken
Dei van der Lippe deden to Erwitte also
Sei mackeden van beiden kerken en warde to
Dei kerken brecken sei an dem torne aff
Na Sunte Mathias und Laurentius en vragden se nich en kaff 
[3]

1607 überfielen nochmals 15 Kompanien staatlicher (niederländischer) Reiter das Dorf. Auch im Dreißigjährigen Krieg war Meiningsen wiederholt Schauplatz heftiger Kämpfe. So nahm 1632 der General Gottfried Heinrich Graf von Pappenheim sein Hauptquartier zu Meiningsen, um Soest zu erobern. Dieses gelang ihm aber nicht.

Die Reformation ist in Meiningsen 1532 eingeführt worden. Der erste evangelische Geistliche war Nikolaus Hilbeck, der angeblich (1535) von der Frau des Küsters erstochen wurde. Danach war der erste bedeutendere Pfarrer 1533 Tonnis Suerknap, der evangelisch gewordene frühere Abt des Benediktinerklosters Liesborn. Ihm folgte u. a. Tilmann Gerken von Menzel, Albert Rogge, Heinrich von dem Berge, Heinrich Horstmann (1561 – 1564) später Johann Haberland (1635 – 1683), von 1684 -1759 drei Glieder der Familie Jüling, Johann Caspar Arnold Marquard (1764 – 1814), beide aus altem Soester Geschlecht und später Victor Raabe (1891 – 1933), P. Clemen 1933 – 1938 (Ostönnen), W. Jansen 1938 – 1945 (Schwefe), W. Rausch 1945 – 1956, H. Zachow 1956 – 1966 und ab 1967 Friedhelm Krüger [4].

Aufgrund des Patronates der Stadt Soest, kann bei der Wahl des Pfarrers der Rat drei Persönlichkeiten vorschlagen, von denen das Presbyterium dann einen auswählt. Als Patron der Kirche trägt im Unvermögensfalle die Stadt Soest auch 2 Drittel der Kosten zu den Baulasten (Unterhaltungskosten) bei.

In den Jahrzehnten vor 1980 war allerdings das Patronat kaum zum Tragen gekommen und mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Erst vor einigen Jahren, als eine grundlegende Renovierung der Kirche in Erwägung gezogen wurde, entsann man sich dieses Rechtes und auch der damit verbundenen Pflichten.

So trat 1974 der damalige Superintendent Willer an die Stadt Soest heran und bat bei den geplanten Renovierungsarbeiten der Kirche um Unterstützung. Man kam aufgrund des noch bestehenden Patronates überein, die erforderlichen Planungs- und Bauleitungsarbeiten vom Stadtbauamt (Hochbauamt) Soest, unter Leitung des Städt. Baurates Wigbert Felling, kostenlos durchzuführen. In den Folgejahren bis 1980 wurden die ersten dringend erforderlichen Renovierungs- und Instandsetzungsarbeiten, u. a. an den Fundamenten, am Dach und Dachstuhl, am äußeren Mauerwerk und die ersten restauratorischen Untersuchungen im Kirchenraum durchgeführt.

St. Matthias Kirche Frühjahr 1981
Die Kirche St. Matthias ohne das südliche Seitenschiff [5]

Der Wunsch der Kirchengemeinde, das im Jahre 1824/25 abgebrochene südliche Seitenschiff wieder zu errichten und eine grundlegende Renovierung innen und außen durchzuführen, konnte nach langen Verhandlungen mit den zuständigen Stellen 1981/82 verwirklicht werden. Die Durchführung dieser Restaurierungsmaßnahmen war jedoch nur dadurch möglich, daß die Ev. Kirche von Westfalen, der Kirchenkreis Soest und das Land Nordrhein-Westfalen erhebliche Zuschüsse leisteten und die Kirchengemeinde selbst eine ansehnliche finanzielle Last übernahm.

Die Bauarbeiten wurden im Einvernehmen mit dem Landesdenkmalamt in Münster, dem Kirchenkreis Soest und der Ev. Kirche von Westfalen durchgeführt.

Im Juli 1982 waren die Renovierungsarbeiten beendet und die Kirche konnte von der Gemeinde für den Gottesdienst wieder in Benutzung genommen werden.

Die zur Zeit der Renovierungsarbeiten 1981/82 war Präses der Ev. Kirche von Westfalen Dr. Heinrich Reiß, Leiter des Kirchenkreises Soest Superintendent Berthold Althoff, Pfarrstelleninhaber der Ev. Kirchengemeinde Meiningsen Pastor Friedhelm Krüger und Rendant Friedhelm Eck.

Das Presbyterium der Kirchengemeinde Meiningsen setzte sich 1982 aus folgenden Gemeindegliedern zusammen: (Kirchmeister Heinrich Brügger, +1982), Kirchmeister Wilhelm Bußmann, Presbyter Paul Ast, Hermann Balks, Heinrich Blumendeller, Karl Carrie, Hans-Georg Gnoyke, Oskar Hinkelmann, Horst Rehberg.

Baugeschichte und Baubeschreibung der St. Matthias Kirche

Die Kirche ist etwa um 1100 erbaut. Es war ursprünglich eine dreischiffige romanische Pfeilerbasilika.

Chor und Turm sind Bauten des 19. Jahrhunderts, letzterer auf alten Fundamenten errichtet. 1824/25 wurde das südliche Seitenschiff wegen Baufälligkeit (so zu entnehmen aus einem Bericht des Landbaumeisters W. Tappe vom 30.11.1822) abgebrochen. Zu dieser Zeit ist wahrscheinlich auch das Stuckgewölbe im Chor eingezogen worden.

Die Kirche ist einfach. Schmuckformen fehlen, außer einer Platte mit schräger Schmiege, welche als Kapitell der Pfeiler die rundbogigen Arkadenbögen trägt und dem Tympanon des Nordportals. Die Seitenschiffe sind sehr niedrig und waren von Anfang an eingewölbt. Die Grundrisse der Seitenschiffe bestanden aus jeweils 4 Gewölbefeldern. In den 3 östlichen Quadraten sind Kreuzgewölbe, im westlichen Quadrat eine von Osten nach Westen gerichtete Tonne, in die von Norden und Süden Stichkappen einschneiden (am nördlichen Seitenschiff heute noch so vorhanden). Hieraus ergibt sich zwangsläufig, daß 3 Pfeiler die Seitenschiffe trennen. Der mittlere ist breiter als die beiden äußeren. Die Gliederung der Pfeiler und die Tatsache, daß an der Nordwand des Seitenschiffes die Gewölbe auf Pilastern aufgesetzt sind, am Mittelschiff aber nichts derart vorhanden und zu erkennen ist, widerspricht der Annahme, daß schon in romanischer Zeit das Mittelschiff eingewölbt gewesen sein könnte. Man nimmt daher an, daß die Kirche wohl gewölbte Seitenschiffe, aber ein flachgedecktes Mittelschiff in ihrem ersten Bauzustand gehabt hat. Das jetzt noch vorhandene, in spätgotischen Formen erstellte hölzerne Scheingewölbe, das aus hölzernen Rippen mit Wellerwerk besteht, wird wahrscheinlich schon um 1500 eingezogen worden sein. Durch die Ereignisse in der Soester Fehde waren die hohen Obergadenmauern mit Fenstern und der flachen Decke im Mittelschiff zerstört worden. Bis zum Abbruch des südlichen Seitenschiffes waren also beide Seitenschiffe gewölbt und ein gemeinsames Dach überdeckte alle drei Schiffe. Das Mittelschiff hatte somit keine direkte Belichtung durch Fenster.


Querschnitt und Grundriss der Kirche vor dem Abbruch des südlichen Seitenschiffes bis 1824/25. [6]

Etwa um 1800 muß dann die Kirche wieder in einem sehr schlechten baulichen Zustand gewesen sein, denn 1805 vermerkt der damalige Pfarrer Marquardt, daß er zum letzten Male in der Kirche Gottesdienst gehalten habe. Zu dieser Zeit ist aber nur der Turm abgebrochen und 1809 durch den Stadtbaumeister Franz Nick ein neuer massiver ca. 90 Fuß hoher Turm auf alten Fundamenten wieder errichtet worden. 1824/25 wurde ebenfalls, wieder wegen Baufälligkeit, nun das südliche Seitenschiff abgebrochen.

Die Arkadenbögen zur Südseite wurden durch eine Mauer mit runden Fenstern geschlossen. Auch der Chor, der damals noch ein massives Gewölbe hatte und in dessen Raum der ursprüngliche steinerne Altartisch stand, ist damals unter teilweiser Erneuerung der Wände wieder hergestellt worden. Wann die Orgelempore und die Empore entlang des nördlichen Seitenschiffes sowie die Kanzel eingebaut wurden, lässt sich nicht genau sagen. Wahrscheinlich Mitte des 18. Jahrhunderts. 1898 brach man den alten steinernen Altar im Chor ab.

Bemerkenswert ist noch das am Nordportal vorhandene Tympanon. Es ist rundbogig mit einem etwas schräg gestellten Kreuz. Nach Art eines Vortragekreuzes hat es unten einen etwas schmaleren Ansatz, der auf einem mit Palmen geschmückten Halbkreis steht. An den beiden Ecken befinden sich Viertelkreise mit Palmetten.


Querschnitt und Grundriss der Kirche nach dem Abbruch des südlichen Seitenschiffes von 1824/25 bis 1981/82. [6]

Von der inneren Ausstattung ist wenig erhalten. Aus neuerer Zeit sind in der Kirche zwei Glasfenster, gestiftet von der Familie Meininghaus aus Dortmund. Im Chor befinden sich zwei weitere Glasfenster mit Darstellungen der Apostel Paulus und Matthias. Von den noch vorhandenen Grabplatten sind insgesamt vier in der Kirche aufgestellt (zwei im Kirchenschiff und zwei im Vorraum). Die älteste stammt aus dem Jahre 1683, die des Johannes Haberlandt, Pfarrer von 1635 - 1683 in Meiningsen.

Im September 1981 konnte mit den Ausschachtungsarbeiten zur Wiedererrichtung des südlichen Seitenschiffes begonnen werden. Hierbei gelang es, die alten Fundamente freizulegen und einzumessen. Die Abmessungen des neuen Seitenschiffes entsprechen daher denen des früheren. Die Stärke des aufgehenden Mauerwerks entspricht ebenfalls der ursprünglichen Maßvorgabe von ca. 1,00 m. Die seinerzeit zugemauerten Arkadenbögen legte man frei. Als Decke über dem Seitenschiff mußte aus statischen Gründen eine Stahlbetondecke gewählt werden, um den seitl. Druck des Mittelschiffes aufzufangen. Darunter sind die einzelnen Gewölbefelder als Kreuzgewölbe eingezogen. Auf den Einbau neuer Werksteinkämpfer (Pilaster) an den Pfeilern und Pfeilervorlagen des neuen Mauerwerks mußte verzichtet werden, so daß die Gewölbegrate übergangslos in die Pfeiler bzw. Mauerwerkspfeilervorlagen einlaufen. Die neuen Fenster des Südschiffes, rundbogig, sind auf Wunsch des Denkmalamtes in den Abmessungen, gegenüber denen des vorhandenen nördlichen Seitenschiffes, größer. Das Dach des Mittelschiffes wurde über das neue Seitenschiff wie an der Nordseite abgeschleppt. Die Verglasung aller renovierten Fenster besteht aus einer rechteckig aufgeteilten Bleiverglasung in Antikglas, die schmalen Randstreifen aus mundgeblasenem Goetheglas. Als Fußbodenbelag wurden wieder Grünsandsteinplatten verlegt und die in den beiden Kirchenschiffen gebrochenen Platten ergänzt.


Querschnitt und Grundriss der Kirche nach dem Wiederaufbau des südlichen Seitenschiffes ab  1981/82. [6]

Durch die Anhebung der Orgelempore um ca. 70 cm und durch den Ausbau der seitlichen Empore gelang es, die bisher z. T. verdeckten Arkadenbögen zum Westen hin wieder voll sichtbar zu machen. Der Aufgang zur Empore wurde aus dem Kirchenschiff in den Vorraum verlegt, so daß das gesamte Mittelschiff mit den Arkadenbögen frei und wieder überschaubar ist. (hier alte Bilder vor der Renovierung) [5]

Die Ibachorgel aus dem späten 19. Jahrhundert befand sich in einem sehr schlechten Zustand und war schon seit langem nicht mehr bespielbar. Da die Restaurierungskosten z. Zt. nicht aufgebracht werden können, entschloß man sich, die Orgel abzubauen und vorerst einzulagern.

Bei den jetzigen Instandsetzungsarbeiten wurde auch die alte Altarplatte zufällig im Fußboden des Chorraumes gefunden, restauriert und auf einen neu gemauerten Sockel (Stipes) aufgelegt. Somit findet sie wieder ihre ursprüngliche Verwendung als Altartisch.

Wand- und Gewölbeflächen des vorhandenen nördlichen Seitenschiffes und des Mittelschiffes trugen Überputzungen, im Sockelbereich größtenteils als Zementputz. An den Gurtbögen entdeckte man alte Quadermalereien (ca. 1250 bis 1300) mit dazugehörigen parallellaufenden Gratbändern. Im östlichen Joch fand man eine Rankenmalerei (um ca. 1400). Durch Freilegung eines ehem. Seiteneinganges am westlichen Giebel des nördlichen Seitenschiffes konnte festgestellt werden, daß der ursprüngliche Boden der Kirche um ca. 35 cm tiefer lag.

Bei der Entfernung des alten Sockelputzes traten drei werksteineingefaßte kleine Wandnischen und am mittleren Pfeiler zum Hauptschiff eine größere Nische von ca. 95 x 170 cm, die einen malereitragenden Lehmputz trug (18. Jahrh.), hervor. Die kleinen Nischen blieben offen und die größere im Hauptschiff wurde mittels einer alten Grabplatte wieder geschlossen. Die Ansichtsflächen der Pfeilergurtbögen zum Mittelschiff hin wiesen grüne Farbreste auf, wobei die Werksteinquader der Bögen mit ca. 3 cm breiten roten Bändern konturiert waren.

Nach schonender Reinigung der Wand- und Gewölbeflächen, die bis zu 12 Kalkfarbenanstriche aufwiesen, wurden die Fehlstellen und Sockelflächen mittels Kalkmörtel geschlossen, die Flächen gefilzt und mit holzgebranntem Marmorkalk gestrichen. Die Werksteinpfeiler, Wand- und Eckvorlagen wurden neu nachgefugt, Fehlstellen mit Mineros-Steinersatzmörtel geschlossen, geschlämmt, im Grünsandsteinton lasiert und mit einem gemalten Fugennetz versehen. Die rote Konturierung wurde übernommen. Der ohne Bindung stehende historische Putz mußte mit Haftmörtel befestigt werden. Sporadisch vorgefundene Wandmalerei mußte, mit Ausnahme an der Ostwand des nördl. Seitenschiffes (Rankenmalerei um 1400), abgedeckt werden. Die nördliche und südliche Seitenwand des Mittelschiffes zeigten Reste einer figürlichen Ausmalung (14. Jahrhunderts). Auch diese mußten, nach fotografischer Aufnahme, abgedeckt werden. Die vorhandenen Holzrippen des Scheingewölbes im Mittelschiff waren grün gefaßt. Sie erhielten daraufhin auch wieder eine Grünsandsteintonfassung.

Die Kanzel, der Schalldeckel und die Emporenbrüstung wurden auf die Farbfassung von etwa 1750 freigelegt, Holzteile z.T. ergänzt und die Gesamtwerke neu gefaßt und wieder aufgestellt.

Die im Chorraum vorgefundenen Nischen, zwei davon mit profilierten Werksteineinfassungen (ehem. Sakramentsnischen), sind ergänzt und neu gefaßt worden. Die linke östliche Wandfläche des Chores trugen zwei übereinanderliegende figürliche Malereien, um ca. 1400, die unterste um ca. 1250 bis 1300. Diese Aufdeckung beweist eindeutig, daß, entgegen der bisherigen Ansicht, die Hälfte der Chorwandflächen aus der Erbauungszeit stammt. Auch hier wurden die alten Restmalereien fotografisch festgehalten und dann abgedeckt.

Auf eine Freilegung der alten Malereien, bis auf die Reste an der Giebelwand (Osten) des nördlichen Seitenschiffes, mußte mangels zusammenhängender Befunde verzichtet werden.

Im Turmraum konnte man nur vier Kalkfarbanstriche feststellen. Auch hier wurden die restauratorischen Maßnahmen wie in der Kirche durchgeführt. Der zugemauerte Gurtbogen zwischen Vorraum und Kirchenschiff, bisher nur mit einer schmalen Holztür zum Kirchenschiff ausgestattet, wurde freigelegt, die Öffnung mit einer verglasten Eichenholzrahmenkonstruktion und Gastür versehen, so daß ein freier Durchblick zum Kirchenraum und Chor möglich ist.

Die vorhandenen, mit seitlichen Türen versehenen Kirchenbänke, hatten 3 Farbschichten. Sie wurden abgebeizt, restauriert und als Block im Mittelschiff aufgestellt. Aus der abgebauten seitlichen Emporenbrüstung sind zwei Chorbänke hergestellt worden. Ein alter Grabsteinblock wurde restauriert, mit Sockel und Pult aus Grünsandstein versehen und dient nunmehr als Lesepult (Ambo).

Zur Ausstattung der Kirche wurden 6 einfache schmiedeeiserne Wandleuchter im Mittelschiff und Chor, 3 schmiedeeiserne Altarleuchter und ein Stehkreuz für den Altartisch angefertigt. Außerdem sind die beiden Türgriffe an der Eingangstür (Innenseite ApG 1,26, Außenseite Darstellung des heiligen Matthias) schmuckhaft gestaltet worden.

Um das Mauerwerk vor weiterer Zerstörung zu bewahren, mußte die Kirche verputzt werden. Fenster- und Türumrahmungen wurden im Grünsandsteinton neu gefaßt. Die nun wieder dreischiffig ausgebaute und restaurierte St. Matthias-Kirche zu Meiningsen, die älteste in der Soester Börde, wird allein durch ihre Einfachheit in Bauform und Ausstattung auf den Besucher wirken.

Quellen und Hinweise

  1. Felling, Wigbert: Die Restaurierung der evangelischen Pfarrkirche St. Matthias zu Meiningsen. Siehe Literaturverzeichnis.
    Weitere von Wigbert Felling verwendete Quellen:
    Soester Heimatkalender 1934 - 1949 von Senator a. D. Dr. Hubertus Schwartz. Siehe Literaturverzeichnis.
    Ludorff, Albert; Eduard Vogeler: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Soest. Siehe Literaturverzeichnis.
  2. Meininghaus, August: Die älteste Erwähnung Meiningsens bei Soest und Meininghausens bei Voerde i. W.: eine Berichtigung. Siehe Literaturverzeichnis.
  3. Lesenswert der Bericht über das gleiche Ereignis aus der Quelle des damaligen Soester Stadtsekretärs Bartholomäus von der Lake.
  4. Siehe die von der Redaktion Meiningsen neu recherchierte Auflistung.
  5. Hinzugefügt von der Redaktion Meiningsen.
  6. Stadtbauamt (Hochbauamt) Stadt Soest.